Teil III: Dabei / danach

Dandelion Teil 3

Vincent Held und Mohsin Ali Shah

Als sie es geschafft hatten, waren sie glücklich. Warum sollten sie auch nicht? Alles, was sie erhofft hatten, war geschehen, in vielen Belangen war es sogar besser gewesen, als sie zu träumen gewagt hatten. Dennoch blieb ein undefinierbares Gefühl, das Gefühl, aus einem Umfeld gerissen zu werden, an das man sich eben erst gewöhnt hatte und das sich nun vor den eigenen Augen in Luft aufzulösen schien. Zurück blieb eine Gruppe Jugendlicher, die allein und gemeinsam ihren Gedanken nachhingen an eine besondere Zeit, die nun hinter ihnen lag. Sie hatten so vieles zusammen durchlebt: Das Warten auf den großen Auftritt, das Spähen durch den Vorhang, die Sorge vor den Erwartungen des Publikums.

Beim ersten Mal waren sie alle aufgeregt gewesen, nervös, vielleicht hatten einige auch Angst gehabt. Beim zweiten Mal hatten sie schon weniger Angst gehabt, konnten mit einer größeren Portion Humor den Weg auf die Bühne wagen. Beim dritten Mal trauten sie sich, jede Sekunde, jeden Augenblick in vollen Zügen zu genießen, denn nach diesem Abend würde alles vorbei sein. Vorbei die Angst, den Text zu vergessen. Vorbei die Sorge, im falschen Moment die Bühne zu betreten oder zu stürzen, die wichtigen Requisiten verlegt zu haben oder auf der falschen Seite der Bühne zu stehen.

 

Plötzlich würde aber auch das sichere Gerüst fehlen, an das man sich in den letzten Wochen geklammert hatte und in das Gefühl der Freude und des Glücks über das, was man gemeinsam erreicht hatte, schlich sich ein Gefühl von Wehmut.

Ein Jahr war vergangen. Ein Jahr des Improvisierens, Texte Schreibens und Lernens, der Proben und der Aufregung, des Streitens und in den Armen Liegens und natürlich hatte man in dieser Zeit unglaublich viele schöne Momente erlebt und unvergessliche Erfahrungen gesammelt.

Während die Zuschauer nach und nach den Saal verließen, die letzten Stühle weggeräumt und die Requisiten in Kisten verstaut wurden, wurde es immer stiller. Gleichzeitig mit der abnehmenden Geräuschkulisse wurden auch die Gedanken leiser und als die Tür abgeschlossen wurde, standen sie ohne jede Anspannung unter dem von Sternen durchzogenen Nachthimmel, der all ihre Blicke auf sich lenkte.

 

 

Vincent Held und Frau Kreucher

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