Vortrag an der Uni Bonn

EMG-Sowi-Kurs trifft Peer Steinbrück

Treffen mit einem Schwergewicht: Der Sowi-Kurs von Dominik Trauth (r.) trifft Peer Steinbrück (3.v.r.)

Im Schulalltag gibt es wohl eher selten die Gelegenheit, Politiker aus nächster Nähe kennenzulernen. Der Grundkurs Sozialwissenschaften Q1 vom Ernst-Mach-Gymnasium wählte daher den kurzen Weg nach Bonn, um den ehemaligen Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück (SPD) direkt erleben zu können.

Was sind die Aufgaben der Politik von morgen? Ob Brexit, Kontrollverlust oder soziale Ungleichheit – es ist kein schönes Bild, das Peer Steinbrück zeichnet. Dabei nimmt der ehemalige Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten kein Blatt vor den Mund.

Nach Steinbrück findet seit schon „zwei, drei, wenn nicht vier Jahren“ eine Zäsur im weltpolitischen System statt. Dies stellt er an bestimmten Ereignissen fest: An der Außenpolitik Russlands, die umso mehr zur Bipolarisierung zwischen Ost und West beiträgt.

An der Entwicklung im Nahen Osten sowie in Teilen Nordafrikas zu sogenannten „Failing States“, wo es an Ordungsfaktoren fehle, sodass die globale Migrationsbewegung ausgelöst wurde, die wiederum große Probleme in der deutschen Innenpolitik ausgelöst habe. Und an der Veränderung transatlantischer Beziehungen durch die neue Regierung Trumps und den Brexit.

Die Welt, wie wir sie kennen, ist bedroht. Und wer kann dafür sorgen, dass es uns auch in Zukunft gut geht? Wer kann dafür sorgen, dass Disparitäten abgebaut werden und die Menschen in Frieden leben können? Steinbrücks Quintessenz wirkt fast schon ein bisschen zynisch: Nur wir selbst können durch politisch verantwortungsvolles Handeln die Welt zu einem besseren Ort machen.

Dabei, so versichert und der ehemalige Ministerpräsident von NRW, sei es unwesentlich, ob man sich aktiv in der Parteipolitik engagiere. Vielmehr machen das praktische Handeln, das politische Bewusstsein und das Übernehmen von Verantwortung (auch in kleinen Bereichen) einen echten Bürger aus. Dann spannt Steinbrück noch einmal einen großen Bogen über die Zukunft Europas.

Die Regierung sieht die Europäische Union heutzutage primär als gemeinsamen Markt, sagt Peer Steinbrück: "Beim breiten Publikum hat man den Eindruck, dass in Europa, in der Europäischen Union nur noch ein sehr technokratisches Gebilde gesehen wird, das viel zu krakenartig in die Zuständigkeiten der Länder eingreift."

Er ist davon überzeugt, dass die EU nicht nur als gemeinsamer Markt gelten sollte, sondern viel mehr als ein starkes Bündnis, mit dem man Probleme wie die Flüchtlingskrise oder den Klimawandel lösen kann; Probleme die national nicht zu bändigen sind. Um Europa also stark zu machen, ruft Steinbrück dazu auf, dass wir Schüler und Studenten uns engagieren sollten, Leuten mit antieuropäischem Reflex entgegenzutreten und uns aktiv für die europäischen Werte einzusetzen.

Steinbrücks Fazit: In Zeiten, in denen die Probleme immer größer werden, müsse auch die EU größer werden. Nur in diesem Hort des Friedens sei es möglich, auf globale Herausforderungen auch angemessen zu reagieren.

In der offenen Fragerunde scheute Steinbrück keine Fragen und stand auch den Schülern des EMG SoWi-Grundkurs Q1 Rede und Antwort. Peer Steinbrück hat uns das Gefühl vermittelt, dass Politik etwas Lebendiges ist und dass man als echter Politiker auch eine vernünftige Prise Humor besitzen darf. Wir bedanken und beim VDSt zu Bonn, der diesen Abend ermöglicht hat.

Nassim Fkyerat, Q1

Der gesamte Vortrag ist auf dem Youtube-Kanal des Vereins Deutscher Studenten (VDSt) verfügbar.

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