Goethes Faust kehrt zurück in den Deutsch-Lehrplan

Er ist wieder da!

Faust-Mephisto-Denkmal vor Auerbachs Keller (Leipzig)

Nachdem Goethes Faust bislang im Zentralabitur im Fach Deutsch keine Berücksichtigung gefunden hat, ist er nun endlich zurück in den Bücherregalen der künftigen Abiturienten. Der Abiturjahrgang 2017 liest, wie schon Generationen von Schülern zuvor, das Drama um den unglücklichen Gelehrten Faust.

„Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, Und leider auch Theologie! Durchaus studiert in heißem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor!“

 Den einzigen Ausweg aus seinem Dilemma scheint Mephistopheles zu sein, der nachdem „des Pudels Kern“ entlarvt ist, dem Protagonisten eine Wette vorschlägt… dieser lässt sich selbstverständlich darauf ein und sein Schicksal – und das Gretchens - nimmt seinen Lauf.

Zu Beginn der Unterrichtsreihe stellten wir uns den Fragen um Fausts Verzweiflung: Warum ist er so unzufrieden? Was quält ihn so sehr, dass er sogar über Selbstmord nachdenkt? Und vor allem: Gibt es in der heutigen Zeit vergleichbare Situationen? Momente, in denen wir unter ähnlichen Daseinszweifeln leiden?

In einer Hausaufgabe erprobten die Schülerinnen und Schüler des Deutsch-Grundkurses der Q1 in einem inneren Monolog moderne und nachvollziehbare (aktuelle) Lebenskrisen und mögliche Auswege. Ein besonders gelungenes Beispiel einer Schülerarbeit ist unten angehängt.

Yvonne Kreucher

Vor einem modernen Computer mit einem weit geöffneten Fenster, draußen zwitschern die Vögel, sitzt ein Schüler vor seiner Facharbeit über Stinktiere

Seit Stunden bin ich das Internet am Durchforsten,
auf der Suche nach diesen blöden Tieren mit den weichen Borsten.
Das Ganze geht mir ziemlich auf den Geist,
nicht mehr lang und mein Geduldsfaden reißt.

All die Bilder von stinkenden Tieren
mit ihrem weiß schwarzen Fell,
sind mal zu dunkel mal zu hell.
Ich brauch frische Luft, ganz schnell.

Warum mach ich das Ganze in Biologie,
in dem Fach bin ich so schlecht wie nie.
Vielleicht versuch ich mich rauszureden
und wandre aus, nach Schweden.

Das kann ich nicht machen, meine Freunde sind hier,
zwar sind es bis jetzt nur vier,
ich bin aber grad auch erst hergezogen,
kam aus Schleswig-Holstein angeflogen.

Doch wenn man mal ganz genau nachdenkt
und sich nicht von diesem nervigen Gezwitscher ablenkt.
Dann sehe ich den eigentlichen Facharbeitssinn,
denn danach sind ja Osterferien.

Dirk Kügler, Q1

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