Zehn Jahre Europa-Engagement in der Bonnstraße

Dankeschön vom EU-Parlaments-Präsident

Das Ernst-Mach-Gymnasium Hürth hat sich in den letzten zehn Jahren aktiv am EU-Projekttag der Schulen beteiligt und damit seine Verbundenheit mit der europäischen Idee ausgedrückt. Der Präsident des Europäischen Parlaments dankt hierfür in einem persönlichen Schreiben. Auch wenn er sich vorrangig an Lehrkräfte richtet, möchten wir es hier leicht gekürzt wiedergeben:  

„Heute, anlässlich der Feierlichkeiten zum Europatag, wende ich mich an alle Schulen in der Europäischen Union. Das europäische Bewusstsein entfaltet und verbreitet sich an erster Stelle in den Klassenzimmern und es ist daher kein Zufall, dass unsere jungen Menschen die überzeugtesten Europäerinnen und Europäer sind. Europa bietet zuallererst eine Hoffnung für das Leben und die Menschlichkeit. Es ist viel mehr als nur ein Markt oder eine Währung. Unsere Zivilisation ist durch Jahrhunderte des Austausches, der gegenseitigen Bereicherung von Denkschulen, der Debatte über Ideen, Künste und Wissenschaft geformt worden. Es ist die Aufgabe der Schulen, unsere europäische Identität weiterzugeben, um Kriege abzuwenden und unsere Werte zu schützen.

Wir sind die einzige Region der Welt, die die Todesstrafe abgeschafft hat. Die Welt schaut zu uns, wenn Journalisten oder politische Oppositionelle wegen ihrer Vorstellungen und Gedanken verhaftet werden, wenn Frauen diskriminiert werden oder jemand aufgrund seines Glaubens verfolgt wird. Es gibt jene, die zerstören wollen. Wir aber wollen aufbauen. Es gibt jene, die an der Zukunft Europas verzweifeln. Gemeinsam wollen wir Hoffnung in Realität verwandeln. Es gibt jene, die Europa als gescheitert sehen. Wir aber arbeiten gemeinsam daran, Europa zu einer Erfolgsgeschichte zu machen, die auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger eingeht.

Letzte Woche haben wir das Haus der Europäischen Geschichte in Brüssel eröffnet. Ein Museum, das jedem kostenlosen Eintritt gewährt, beginnend bei den Schülerinnen und Schülern. Ich sehe es als sehr wichtig an, dass das Europäische Parlament in dieses Projekt investiert hat. Denn unsere Geschichte zu kennen, heißt ein Bewusstsein über die europäische Identität zu entwickeln – unsere wahre Stärke und dem wichtigsten Grund für unsere Gemeinschaft.

Mit der Schuman-Erklärung am 9. Mai 1950 begann vor 67 Jahren unser großartiges Abenteuer. Gemeinsam an einem Tisch sitzend, haben wir hart daran gearbeitet aus der Falle des Nationalismus zu entkommen. Es war nicht immer einfach, und manches Mal mussten wir enttäuscht und voller Zweifel anhalten. Aber wir haben den Mut nie sinken lassen. Gemeinsam haben wir Hindernisse, Barrieren und administrative Hürden überwunden. Gemeinsam haben wir auf eine freiere Welt hingearbeitet mit mehr Rechten für alle Menschen. Wir haben dazu beigetragen, dass viele Länder unseres Kontinents der Dunkelheit von Diktaturen entfliehen konnten.

Die EU-Erklärung vom 25. März 2017 angesichts der Feierlichkeiten zu 60 Jahren Römische Verträge zeigt einige der Herausforderungen auf, mit denen wir konfrontiert sind: regionale Konflikte, Terrorismus, Migrationsströme, Protektionismus, soziales und wirtschaftliches Ungleichgewicht. Aber es gibt eine Lösung: Einheit ist die einzige Wahl, wenn wir ein sicheres, wohlhabendes, wettbewerbsfähiges, nachhaltiges, sozial verantwortliches und den Herzen der Bürgerinnen und Bürger nahes Europa wollen.

Unsere Gründungsväter wollten mit Blick auf die nächsten Generationen die Völker Europas gemein-sam verteidigen. Der beste Weg, ihnen für ihren Mut unsere Ehre zu erweisen, ist selbst mutig zu sein: indem wir Europa ändern, indem wir aus Sackgassen herauskommen und indem wir unsere Reise fortsetzen.“

 

Antonio Tajani, Präsident des Europäischen Parlaments
Brüssel, 9. Mai 2017

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