Physik-Schnupperpraktikum für Mädchen an der Uni Köln

"Eine definitiv bereichernde Erfahrung"

60 Schülerinnen von insgesamt fast 20 Gymnasien in und um Köln hatten sich am Physikalischen Institut der Universität zu Köln eingefunden. Das Ernst-Mach-Gymnasium war mit vier Schülerinnen aus der 10 Klasse vertreten: Amy, Aurelia, Melika und Linda. Und natürlich ging es beim Schnupperpraktikum um Physik.

Der Grund für die ausschließlich weiblichen Teilnehmerinnen ist einer der Zwecke des Projekts: Die Repräsentierung des Frauenanteils in dem physikalischen Feld. Denn obwohl der Frauenanteil von rund 43 Prozent der Studierenden im Bachelor-Studiengang noch relativ hoch ist, merkt man einen deutlichen Unterschied, wenn man ihn mit dem an Professoren und PhD Studentinnen vergleicht. Der liegt nämlich bei rund 25 Prozent.

Das Programm begann mit einer Vorlesung zu dem Thema „schiefer Wurf am Beispiel von Raketen”. Tatsächlich könnte man das Thema aber auch „Bewegung”, „Einführung in die Mechanik”, „parabolischer Wurf”, „Geschwindigkeit”, „Winkel”, „Anfangsgeschwindigkeit”, „maximaler Wurf”, „maximale Höhe”, „optimaler Wurf”, oder „Fluggeschwindigkeit” nennen.

Man könnte also sagen die Vorlesung war sehr vielseitig und komplex. Tatsächlich war es jedoch dank Herrn Prof. Dr. Labadie möglich, die zuerst komplizierte Liste an Themen zu verstehen. Auch zwei kleine Experimente am Ende der Vorlesung, ausgeführt von anderen Studenten halfen dem Verständnis, sowie der Visualisierung des gelernten Stoffes.

Nach der Vorlesung bekamen die Schülerinnen eine authentische Führung, bei der Einige sogar die Labore besichtigen konnten. Außerdem bekamen sie Einblicke in den Fachschaftsraum, und die verschiedenen Hörsäle.

Nach einer kleinen Pause mit Kaffee und Keksen ging es weiter mit einer Podiumsdiskussion, um Fragen zu dem Studium zu beantworten. Insgesamt vier Sprecherinnen kamen zu Wort. Die Studienberaterin Petra, die selber Physik studiert hat, die ehemalige Studentin Svenja, die erst Lehramt studiert hat, sich aufgrund der Umstände in der Corona-Phase dann aber doch in die wissenschaftliche Richtung entwickelt hat und jetzt als wissenschaftliche Hilfskraft im Labor der Kernphysik arbeitet, und die Studentin Lea, die gerade ihren Bachelor macht und nebenbei als studentische Hilfskraft in dem Chemie-Gebäude arbeitet, und zusätzlich Nachhilfe gibt. Moderiert wurde das Ganze von Andrea Bliesener, die das Mädchenprojekt für die Universität koordiniert.

Zu Svenjas Beruf gehört es, viel Zeit mit dem Experimentieren zu verbringen. Dazu gehört allerdings mehr als der typische Ablauf, der uns aus der Schule bekannt ist. Als wissenschaftliche Hilfskraft bereitet man die Experimente selber vor, sortiert die Daten und wertet sie aus, analysiert die Ergebnisse und präsentiert diese dann auf verschiedenen Konferenzen auf der ganzen Welt.

Petra hat viel Erfahrung mit Studenten, die Probleme mit dem Studium haben. Doch Sie erklärt: „Es ist komplett normal, sich überfordert zu fühlen. Das liegt an dem großen Unterschied zwischen der Schule und der Universität.” Denn Schule ist oft viel interaktiver gestaltet, während man bei dem Studieren eher „sitzt und zuhört”, und sich mehr anstrengen muss, um nicht zurückzufallen. Daran muss man sich erstmal gewöhnen und sich dabei überfordert zu fühlen ist komplett normal.

Für alle Interessierten in Physik ist es wichtig, dass sie in der Lage sind, mit anderen zusammenzuarbeiten. Selbstorganisation und Durchhaltevermögen sind jedoch mindestens genau so wichtig. Aber das Wichtigste, wie Petra betont, ist jedoch: „Fragen stellen!”.

Lea erzählte uns von verschiedenen Wegen, das Studium zu finanzieren. Stipendien, Nebenjobs und Aufgaben innerhalb der Uni, die einem dabei helfen, auf eigenen Beinen zu stehen.

Danach wurde spezieller auf das Physikstudium eingegangen. Fähigkeiten, die man mit dem Physik-Studium erwirbt, sind Selbstorganisation, Problemlösung, Frustrationstoleranz, und die Fähigkeit in Teams zu arbeiten. Was man schon aus der Schule mitbringen sollte, ist Interesse fürs Fach und die Fähigkeit, sich selber für Themen zu begeistern.

Insgesamt war die Podiumsdiskussion aufschlussreich und brachte die Teilnehmerinnen zum Nachdenken, motivierte sie aber auch, und brachte Klarheit.

Nach einem Mittagessen in der Mensa der Universität, wurden die Schülerinnen in Kleingruppen eingeteilt, und begannen mit dem Bau von Raketen aus Plastikflaschen. Die Aufgabe bestand darin, eine Rakete so weit wie möglich abzuschießen. Zusätzlich galt es, ein Ei, das in der Rakete transportiert wurde, vor dem Zerbrechen zu schützen. Motiviert fingen die Teilnehmerinnen an, und nach einer Stunde wurden die Ergebnisse vorgestellt.

Zusammen begaben sich die Schülerinnen nach draußen und verfolgten dann gespannt, wie die Raketen mithilfe einer Konstruktion, die Wasserdruck als Antrieb benutzt, abgeschossen worden sind. Im Endeffekt rasten die Raketen durch den gesamten Park, und nur zwei von acht Eiern gingen dabei kaputt. Das Gewinnerteam bekam als Belohnung das Buch „What if“, das sich auf humorvolle Weise mit absurden Fragestellungen in der Physik befasst..

Der Tag wurde mit „Stickstoffeis“ beendet. Unsere Schülerinnen am EMG waren rundum begeistert. Melika erklärt: „Ich würde es jeder Schülerin, die Interesse an Physik hat, empfehlen an diesem Projekt teilzunehmen. Es war definitiv eine bereichernde Erfahrung“

Linda Osburg

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