EMG-Delegation reinigt die Stolpersteine der Hürther Familie Heidt

Gedenken am 75. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung

Mit viel Akribie und großer Sorgfalt reinigen die Schülerinnen und Schüler die Hürther Stolpersteine

Am 27. Januar verließen der Geschichts-LK der Q1 von Julia Horn und der SoWi-Zusatzkurs der Q2 von Daniel Knippertz das EMG, um anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz die Stolpersteine zu säubern, die an die die Ermordung der Hürther Familie Heidt erinnern.

Der Stadtarchivar Michael Cöln sowie die ehemalige EMG-Lehrerin Anne Präder nahmen ebenfalls an der Veranstaltung teil und bereicherten durch ihre Beiträge das von uns Vorbereitete. Präder hatte im Jahr 2008 die Verlegung der Stolpersteine sowie die Übernahme der Patenschaft durch das EMG initiiert

Rund um die Stolpersteine stehend, erzählten wir die Geschichte der Familie, die dort gelebt hat:

Als jüdische Bürger spürten sie ab 1933 die Verdrängung aus dem Wirtschaftsleben: Unter anderem Boykottaufrufe führten dazu, dass die Familienmetzgerei zunehmend an Kundschaft verlor.

Aus Zeitzeugenberichten, die im Stadtarchiv Hürth aufbewahrt werden, wissen wir, wie die Familie Heidt das reichsweite Pogrom im November 1938 erlebte: Als der Sohn an diesem Tag von der Schule kam, wurde er von Männern angegriffen, auf die Straße gezerrt und dort verprügelt, geschlagen und getreten. Danach zerschlugen die Männer die Fenster, den Tresen und alle Möbel, die im Laden standen, und warfen sie auf die Straße. Herr Heidt war das nächste Opfer ihrer Gewalt. Auch er wurde schwer verletzt. Die Möbel aus der Wohnung über dem Laden wurden ebenfalls auf die Straße geworfen, alle Vorräte zerstört.

Der Zweite Weltkrieg verschärfte das Leben der Heidts: Anfang Juli 1941 musste sie ihr Haus verkaufen und - wie die übrigen noch in Hürth verbliebenen Juden - in das sog. „Judenhaus" in der Großen Ölbruchstraße 29 in Alt-Hürth ziehen. Frau Präder berichtete, was die vor Kurzem verstorbene Zeitzeugin Frau Metternich viele Jahre lang selbst erzählte: Die Familie sei von einem Lastwagen abgeholt worden. Frau Heidt habe ihr zugerufen, dass sie sich keine Sorgen machen solle, sie kämen bald wieder. Das trat nie ein:

Am 20. Januar 1942 einigte man sich am Wannsee in Berlin darauf, die „Judenfrage“ mit Mord (und nicht zum Beispiel mit Umsiedlung) zu „lösen“. Nachdem in der Nacht zum 31. Mai 1942 britische Flugzeuge über 1300 Tonnen Bomben über Köln abgeworfen hatten, herrschte große Not an allem: Wohnraum, Gegenstände des täglichen Bedarfs, Lebensmittel. Am 19. Juli 1942 wurde die Familie Heidt ins Lager in Köln-Deutz gebracht, von wo sie einen Tag später (gemeinsam mit Hunderten anderen) in einfachen Transport-Waggons ins heutige Weißrussland deportiert wurde. Nach einer 87 Stunden langen – wahrscheinlich äußert grauenhaften - Reise wurden sie unmittelbar nach ihrer Ankunft erschossen.

Das Putzen der Steine ist wichtig, wie ich finde, da die meisten sie übersehen und eben nicht über sie „stolpern“ oder noch nicht einmal wissen, wozu sie da sind. Unsere Stolpersteine sahen mehr wie Pflastersteine aus und waren schwer zu entdecken. Nach dem wirklich anstrengenden Putzen waren sie wieder gut erkennbar.

In der heutigen Zeit ist es wieder wichtig, daran zu erinnern, was damals falsch gelaufen ist, da der Antisemitismus in der jetzigen Zeit wieder unterstützt wird. Ich hoffe, dass durch die Erinnerung die Unterstützung polarisierender, radikaler Strömungen schwindet.

Laetitia Hochweller, Q1

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