Ex-EMGler Alexander initiiert Entwicklungshilfe-Projekt in Kenia

Wasser für Likoni

Als ehemaliger Schüler des Ernst-Mach-Gymnasiums (Abitur im Juli 2015) habe ich vom 5. Mai bis zum 1. August 2016 in Mombasa‘s Vorort Likoni in einem Slumgebiet gelebt und gearbeitet.

Mich hat die Armut sehr erschüttert: Die Menschen leben im Alltag mit sehr bescheidenen Mitteln ohne jegliche Perspektive auf Änderungen oder Verbesserungen. Es gibt Gebiete, in denen die Menschen ihr Trinkwasser aus einem Erdloch schöpfen. Durch die Nähe zum Meer weist das Grundwasser einen hohen Salzanteil auf. Viele Bewohner können sich das saubere Trinkwasser nicht leisten und kaufen stattdessen das günstige „Mischwasser“ (Rando), welches zu je 50% aus Salzwasser und Trinkwasser besteht. Mich haben diese menschenunwürdigen Bedingungen getroffen. Ich wollte und musste etwas ändern.

Ich hatte die Idee, in Likoni durch Spendengelder ein Wasserprojekt ins Leben zu rufen, um so den Menschen im Slum sauberes Trinkwasser zu bieten. Langfristig sollte das Wasser zu einem Preis verkauft werden, mit dem die nächste Wasserfüllung finanziert werden kann. Mit diesem Kreislauf soll kein Gewinn generiert, sondern sichergestellt werden, dass sauberes Trinkwasser fließt.

Folgende Voraussetzungen mussten für den Bau des Wasserprojektes erfüllt sein:

  • einen Wasserlieferanten ausfindig machen, der sauberes Wasser für wenig Geld verkauft
  • einen geeigneten Ort suchen, um einen Wassertank sicher aufzustellen
  • eine Konstruktion für den Wassertank bauen, damit dieser leicht befüllt und geleert werden kann
  • Volumen des Wassertanks: idealerweise 5.000l

Ein geeigneter Platz für die Konstruktion und den Tank war schnell gefunden: Wir haben mit dem Dorfältesten gesprochen, da er die Gemeinde und das Gebiet am besten kennt. Er hat uns ein Stück Land auf seinem Grundstück und direkt neben seinem Haus angeboten. Das Haus liegt zentral und ist gut mit einem großen Wassertankwagen zu erreichen. Zudem besitzt der Dorfälteste die Autorität, die notwendig ist damit der Wassertank nicht mutwillig zerstört werden kann.

Der Plan für die Konstruktion war auch kein Problem und Arbeiter wurden schnell gefunden, da viele Menschen im Gebiet von dem Projekt erfahren und ihre Hilfe angeboten haben. Die Größe des Wassertanks wollte ich von der Spendensumme abhängig machen.

Die entscheidende Aufgabe war es, eine Firma zu finden, die das Wasser für sehr wenig Geld verteilt, damit es sich für die Gemeinde überhaupt lohnt, dieses Wasserprojekt einzurichten und anzunehmen. Die Akzeptanz des Projektes ist abhängig vom Wasserpreis. Momentan bezahlen die Menschen in dem Gebiet 50 Schilling für 20 Liter. Umgerechnet sind das 46 Eurocent für 20 Liter. Für die Bewohner des Slums stellt diese Summe ein wirkliches Problem dar. Oft muss für das Trinkwasser eine Strecke von vier bis sechs Kilometer in Kauf genommen werden, der Rückweg entsprechend mit einem gefüllten 20-Liter-Kanister.

Nach langem Suchen, Rückschlägen und Verhandlungen zu unserem Projekt habe ich zwei Firmen gefunden, die das Wasser bei einer Mindestabnahme von 5000 Litern für umgerechnet etwa 11 Eurocent pro 20 Liter verkaufen, also weniger als ein Viertel des ursprünglichen Preises. Dies ist mehr als akzeptabel für die Gemeinde, und somit konnte der Bau des Wasserprojektes beginnen.

Für den Wassertank wurde ein Sockel aus Steinen, Eisen und Zement gebaut, der nach zwei Tagen fertiggestellt war und weitere fünf Tage zum Trocknen benötigte. Der Wassertank wurde mit einer Hauptwasserleitung und einem Hauptwasserregulator präpariert. Dadurch fließt das Wasser in zwei kleinere Wasserleitungen mit zwei Wasserhähnen, aus denen das Wasser entnommen werden kann.

Als Marketing-Maßnahme wurden die ersten 5000 Liter verschenkt, um das Projekt bei den Bewohnern bekannt zu machen. In kürzester Zeit sprach sich herum, dass kostenloses, sauberes Wasser angeboten wird. Nach nur acht Stunden waren bereits 5000 Liter Wasser verteilt. Und die Menschen kamen immer noch und wollten mehr Wasser.

Die nächste Wasserfüllung haben wir dann an die Gemeinde verkauft und unser Projekt wurde ein großer Erfolg: Bereits am ersten Tag wurden 500 Liter Wasser verkauft. Meine Kalkulation, 20 Liter für 15 Schilling zu verkaufen, ging auf. Damit konnte ein kleiner Gewinn (3 Schilling je 20 Liter) erzielt werden, welcher dann in die Organisation „aimrace“ fließt, die als Hilfsorganisation für den Verkauf und für die Instandhaltung des Projektes zuständig ist.

Ich möchte an dieser Stelle ein großes „Asante Sana“ (Dankeschön) an Frau Kreucher und ihren Literaturkurs aussprechen. Die Einnahmen zu deren Aufführung „ein ENDE von VORN“ wurden zum Teil in mein Wasserprojekt für Kenia gespendet und haben den 5000l Tank ermöglicht.

Alexander Struk

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