Mathe-LK auf Kursfahrt in London

EMG-Mathematiker meistern Museumsmarathon

Was macht man als Schüler nicht alles, um die nostalgische Heldenverehrung seines Physiklehrers am Leben zu halten. Trotz regennasser Straße zog sich Jenny, wie Paul McCartney 46 Jahre zuvor, die Schuhe aus, nahm die Zigarette in die Rechte und ließ sich - über den berühmten Zebrastreifen in der Abbey Road marschierend – gemeinsam mit ihren drei Mitstreitern fotografieren.

Ganz uneigennützig handelten Jenny und 20 weitere Mathematik-Leistungskursler in London aber nicht. Das Beatles-Look-Alike-Foto war einer von vielen Aufträgen einer Stadtrallye, an deren Ende dem Gewinnerteam immerhin die Fahrt mit Englands berühmtesten Riesenrad, dem London Eye, winkte. Und so machten sich fünf Mannschaften eifrig auf die Suche nach alten roten Telefonzellen und Bussen, Lady Di und Dodi, Knabbereien mit zweifelhaftem Geschmack, dem Bahnsteig 9 ¾ und einem Banksy-Grafitto. Sie recherchierten nach Gurke, Käsereibe und Walkie-Talkie, nach Rückennummern und Erdbeeren, lösten absurde Bilderrätsel und hielten Reden am Speaker’s Corner im Hyde Park. Nach Angaben der Schüler soll das Ganze sogar Spaß gemacht haben.

Für Jenny und ihre Truppe reichte es am Ende nur zu jeweils einer Motivtasse, obwohl das Team auch am Bahnsteig 9 ¾ mit Abstand die beste Figur machte. Dafür punkteten Emil & Co. mit einem flammenden Klimaschutzappell am Speaker’s Corner und einer sehr überzeugenden Telefonzellen-Performance. Da es dem Quartett auch gelang, die bizarren Gedankengänge der Lehrkörper in sieben Bilderrätseln zu entschlüsseln, reichte es am Ende, um am Donnerstag bei endlich strahlender Sonne die Belohnung hoch über dem Big Ben einzufahren.

Bis dahin hatten 20 Schüler und eine! Schülerin auch schon ausgiebig ihre Museumskondition unter Beweis stellen müssen. Ripper Walk, Science Museum, Natural History Museum, Royal Observatory, Faraday Museum, British Museum – spätestens bei der Themenführung zur Rolle weiblicher Gottheiten im römischen Britannien im stellte sich eine gewisse Museumsmüdigkeit ein.

Den Museumsmarathon nahmen die Mathematiker aber ebenso gelassen hin wie das ziemlich einseitige Frühstücksangebot, das eigenwillige Kommunikationsverhalten der Siegener Flurnachbarn, einen durch und durch verregneten Mittwoch oder das exorbitant hohe Preisniveau in der englischen Hauptstadt. Bis heute ist allerdings nicht geklärt, was die Kratz mit „total günstig“ oder der Evers mit „verhältnismäßig preiswert“ nun tatsächlich meinen.

Gregor Evers

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