Komplette Stufe Ef im Horizont-Theater

Beeindruckender Besuch bei den Physikern

Überzeugendes Ambiente: Die Schüler*innen der Stufe Ef vor dem Horizont-Theater in Köln

Am 30. Januar 2023 besuchte die EF des Ernst-Mach-Gymnasiums das Horizont Theater, um sich die Tragikomödie „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt anzuschauen.

Mit der Straßenbahn-Linie 18 sind die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe bis zum Ebertplatz gefahren. Anschließend haben sie den Ausgang Domstraße/Theodor-Heuß-Ring genommen, sind dann in die Domstraße entlanggelaufen und in die erste Straße links abgebogen, um zum Horizont-Theater zu gelangen.

Das Horizont Theater am Thürmchenswall, welches 99 Sitzplätze umfasst, ist seit 32 Jahren ein wichtiger Bestandteil der Kölner Theaterszene. Durch den abwechslungsreichen Spielplan werden beliebte Klassiker bearbeitet, allerdings werden auch Stücke zeitgenössischer Autoren präsentiert. Das Horizont-Theater ist eine beliebte Adresse für ein Publikum jeder Altersgruppe, denn durch eine breit gefächerte Mischung an angebotenen Vorstellungen, verbunden mit dem besonderen Engagement im Kinder- und Jugendtheaterbereich weckt das Theater die Aufmerksamkeit vieler Interessenten. Für die hohe schauspielerische Qualität des Ensembles sprechen diverse Darstellerpreise. Durch die Mitarbeit freier Schauspieler mit unterschiedlichem kulturellem und künstlerischem Hintergrund wird ein reichhaltiges Repertoire von Schauspiel, Komödie, Musik-, Kinder - und Jugendtheater ermöglicht.

Die Komödie „Die Physiker“ wurde aufgeführt von: Katharina Baschan, Christine Wolff, Verena Leenders, Thomas Bleidiek, Egmont Stawinoga, Volker Hein, Gregor Röttger und inszeniert von Reinar Ortmann.

Inhaltlich handelt die Komödie von dem Kernphysiker Möbius, Entdecker einer furchtbaren und gefährlichen Formel, welcher ins Irrenhaus bzw. in das ehrenwerte Sanatorium der Dr. Mathilde von Zahnd flüchtet, und damit seine Familie „im Stich lässt“. Er spielt Irrsinn, er fingiert die Heimsuchung durch den Geist Salomos, um das, was er entdeckt hat, die „Weltformel“ – der Schlüssel zur Erklärung aller Geheimnisse des Universums, als Produkt des Irrsinns zu diffamieren. Doch zwei Geheimagenten – Ernst Heinrich Ernesti (Einstein) und Herbert Georg Beutler (Newton), sind ihm auf der Spur und sollen die Forschungen von Möbius ausspionieren und tun daher auch so, als wären sie verrückt. Außerdem befragt Inspektor Richard Voß die Insassen und Leiterin Mathilde von Zahnd, weil in den letzten Monaten drei Krankenschwestern der Klinik von den Physikern umgebracht wurden. Dies geschah immer deswegen, weil die Krankenschwestern den Physikern langsam auf die Schliche kamen und die wirkliche Intention ihres Aufenthalts herausfanden oder aus Liebe.

Im zweiten Akt werden Einstein und Newton offenbart und es stellt sich bei einem Gespräch heraus (Physikermal), dass die vermeintlichen Verrückten eigentlich Spione sind und für den kapitalistischen Westblock bzw. den kommunistischen Ostblock arbeiten.

Am Ende stellt sich heraus, dass nur Mathilde von Zahnd wirklich verrückt ist und ihre Person wird enthüllt. Sie konnte die Aufzeichnungen von Möbius an sich reißen und möchte damit die Weltherrschaft übernehmen. Sie hat die ganze Zeit nur die liebe Ärztin gespielt und alles vorgetäuscht. Die Physiker können sie allerdings nicht aufhalten, weil sie in der Klinik eingesperrt sind und von Pflegern überwacht werden.

Dies ist die Grundsituation von Friedrich Dürrenmatts Komödie „Die Physiker “ – ein Klassiker des modernen Dramas, welches seine Aktualität seit der Uraufführung 1962 nicht verloren hat. Denn, so Dürrenmatt: „Unsere Welt hat ebenso zur Groteske geführt, wie zur Atombombe.“

Es treten verschiedene Personen im Theaterstück auf:
Zunächst einmal Johann Wilhelm Möbius, ein genialer, vorausschauender und umsichtiger Physiker, der seine psychische Krankheit nur vortäuscht, um die Welt zu retten. Denn seine Entdeckungen könnten die Welt zerstören (atomare Bedrohung bzw. Atom- und Kernphysik). Deswegen vernichtet er all seine Aufzeichnungen zu seinen Forschungen über die Weltformel. Es findet ein Isolations-Prozess statt, indem er sich immer mehr von seiner Familie abwendet, zudem bringt er große persönlich Opfer, da er z.B. seine vielversprechende Zukunft aufgibt.

Bei der Frage nach der Verantwortung als Wissenschaftler gegenüber der Gesellschaft und inwiefern außerordentlich weitrechende, wissenschaftliche Erkenntnisse, die eventuell auch brisant sind, geheim gehalten werden können bzw. dürfen, positioniert Möbius sich eindeutig. Er handelt im Interesse der Menschheit: er erwartet als Wissenschaftler frei zu sein, außerdem fordert er, dass die Wissenschaft unabhängig sein sollte, da in diesem Falle nicht so viele Risiken bestehen würde. Möbius sagt, dass Wissenschaftler sich am besten mit ihren eigenen Erkenntnissen auskennen, deswegen sieht er die Verantwortung bei den Wissenschaftlern. Den Umgang und die Konsequenzen von Forschungsergebnissen müssen die Wissenschaftler selbst einschätzen (Kapitulation vor der Wirklichkeit = Symbol der Narrenkappe).

Dann gibt es noch Herbert Georg Beutler, der sich selbst Sir Isaac Newton nennt, eigentlich aber Alec Jasper Kilton heißt und Geheimagent eines westlichen Geheimdienstes ist (arbeitet im Auftrag der USA). Er mahnt vor der Pflicht, Entdeckungen der Menschheit zu übergeben und schiebt die Verantwortung für wissenschaftliche Erkenntnisse auf die Allgemeinheit, jeder Mensch könnte demnach auf diese Forschungsergebnisse zurückgreifen und das Wissen zum eigenen Vorteil nutzen, was dramatische Konsequenzen nach sich ziehen würde. Newton sieht Wissen als „Allgemeingut“ an, die Wissenschaftler haben seiner Auffassung nach, allerdings keine Verantwortung zu tragen/übernehmen, sie haben nur die Pflicht aufzuklären und zu informieren. Er verspricht keine Freiheit, da Wissenschaftler ihre Probleme selbst lösen müssen.

Außerdem gibt es Ernst Heinrich Ernesti, der sich als Albert Einstein sieht, doch eigentlich Joseph Eisler heißt und Geheimagent eines östlichen Geheimdienstes ist (arbeitet im Auftrag der Sowjetunion). Er schiebt die Verantwortung für wissenschaftliche Erkenntnisse auf die Politik(er) und sieht den Machtzuwachs als Resultat wissenschaftlicher Erkenntnisse. Dadurch, dass die Physik bzw. die Wissenschaft der Menschheit gewaltige Machmittel liefert, gibt es den Physikern das Recht, Bedingungen zu stellen. Zudem muss man entscheiden, zu wessen Gunsten die Wissenschaft angewendet wird. Eine „Freiheit“ der Wissenschaft ist nur mit Abhängigkeit zur Politik möglich, deswegen muss das politische System auch der Wissenschaft aus der Hand fressen.

Mathilde von Zahnd ist die Leiterin des Sanatoriums und im Laufe des zweiten Aktes stellt sich heraus, dass sie die eigentliche Verrückte ist und ihr der König Salomo erscheint. Sie strebt nach der Weltherrschaft, daher hat sie sich Kopien von Möbius‘ Aufzeichnungen gemacht. Nach außen hin scheint sie freundlich, doch eigentlich ist sie machtgierig und egoistisch. Sie sperrt die drei Physiker am Ende des zweiten Aktes im Sanatorium ein und ist flüchtet mit den Forschungsergebnissen, sie ist nicht mehr aufzuhalten.

Der Kriminalkommissar Richard Voß arbeitet in der Kleinstadt, er will die Verbrechen bzw. Morde aufklären, verzichtet später aber auf die Verhaftung des Mörders. Er ist gleichgültig und entspannt und passt sich an sein Umfeld an.

Zusammenfassend lässt sich nur sagen, dass der Theaterbesuch beindruckend und wirklich schön war, es war eine einmalige und unvergessliche Veranstaltung – bei dem vor allem die schauspielerische Leistung, die neue und interessante Inszenierung des Stückes und das Ambiente des Theaters überzeugend waren. Die Schülerinnen und Schüler der EF konnten so neue Impressionen sammeln und gelernte Inhalte aus dem Unterricht umgesetzt in der Praxis sehen.

Antonia Roggendorf

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