EMG-Physik-Leistungskurse besuchen Bonner Teilchenbeschleuniger

Rendezvous mit ELSA

Zugegeben, im Vergleich mit ihrem großen Bruder LHC am CERN in der Schweiz ist ELSA aus Bonn verhältnismäßig klein. Für die beiden Physik-Leistungskurse des Ernst-Mach-Gymnasiums war der Besuch des Ringbeschleunigers unter dem Physikalischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn dennoch der beeindruckende Höhepunkt eines ereignis- und erkenntnisreichen Tags in der ehemaligen Bundeshauptstadt.

Doch der Reihe nach: Die Anfrage nach einem Besichtigungstermin hatte der Bonner Physiker Dr. Tobias Jungk mit der Zusammenstellung eines opulenten vierteiligen Exkursionsprogramms für die EMG-Physiker beantwortet. Und gleich im ersten Teil lernte die Hürther Schülergruppe eine erste wichtige Lektion: Zu spät zur Vorlesung kommen – hier war es Analysis I für Physiker – fühlt sich doof an.

Der folgende zweiteilige Workshop lieferte faszinierende Einblicke in die vom Bonner Physiker Wolfgang Paul entwickelte Ionenfalle, für die er 1989 mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Parallel erfolgte der experimentelle Nachweis, dass die türkischen Teeernten aus den späten 80er Jahren deutliche Spuren des in Tschernobyl freigesetzten radioaktiven Isotops Cäsium 137 enthalten.

Nach einer kurzen Mittagspause stimmte Dr. Andreas Dieckmann, Mitarbeiter der ELSA-Arbeitsgruppe, die EMG-Physikerinnen und –Physiker mit einem 90-minütigen Vortrag auf das bevor stehende Rendezvous mit der Elektronen-Strechter-Anlage (ELSA) ein. Mit seinem gut 164 Meter langen Hauptbeschleunigerring, dem etwa 60 Meter langen Vorbeschleunigerring, der wiederum von zwei Linearbeschleunigern befüllt wird, ist ELSA der europaweit größte von einer Universität betriebene Teilchenbeschleuniger.

Beeindruckt zeigten sich die EMGler aber nicht nur von den Ausmaßen der Anlage. „Es ist einfach unglaublich, wie viele technische Bauteile hier ineinandergreifen“, kommentierte Jan aus der Q1. Dass er bei weitem nicht jedes physikalische Detail zu den Streuversuchen zwischen hochenergetischen polarisierten Projektilphotonen mit Targetprotonen zur Untersuchung von Baryonen-Resonanzen verstanden hat, störte ihn ebenso wenig wie seine Mitschüler.

„Es war ein langer und anstrengender Tag“, resümiert Jan, „aber es hat sich gelohnt. Wir haben eine Menge spannender Physik erlebt.“ Vielleicht hat der eine oder andere Physiker aus den EMG-Leistungskursen nach dem Abitur noch ein zweites Date mit ELSA.

Gregor Evers

Zurück