Stimmen zum Tod von Sally Perel

Erinnerungen an einen außergewöhnlichen Zeitzeugen

Salomon "Sally" Perel bei seinem Besuch in der Aula des Ernst-Mach-Gymnasiums im Dezember 2019

Salomon „Sally“ Perel hat als deutscher Jude den Holocaust überlebt. Um der Vernichtung durch das NS-Regime zu entgehen, gab er sich als Volksdeutscher aus. Später wurde er Mitglied der Hitlerjugend und erlebte – indoktriniert durch die Nazi-Propaganda – eine Zeit innerer Zerissenheit. Perel brauchte 40 Jahre, um das Erlebte zu verarbeiten. Ende der 80er Jahre veröffentliche er die Autobiographie „Ich war Hitlerjunge Salomon“, das 1990 unter dem Titel „Hitlerjunge Salomon“ verfilmt und für einen Oscar nominiert wurde.

Im Dezember 2019 war Sally Perel im Alter von 94 Jahren zu Gast am Ernst-Mach-Gymnasium, um seine Geschichte zu erzählen, aber auch um den Kontakt zu jungen Menschen zu suchen. Bei allen Besuchern der Veranstaltung haben Sally Perel, seine Geschichte und seine Ausstrahlung einen tiefen Eindruck hinterlassen. Am 2. Februar 2023 ist Sally Perel im alter von 97 Jahren in Tel Aviv verstorben. Das EMG erinnert sich:

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als Sally Perel im Dezember 2019 an unserer Schule war, um von seiner bewegenden Geschichte als jüdischer Junge in der Hitlerjugend zu berichten. Es war eine sehr einprägsame Erfahrung, die das gesamte Publikum sichtbar berührte und zum Nachdenken anregte. Zum Ende seines Vortrags wurde die Schlange von Schülerinnen und Schülern, die ihn persönlich sprechen wollten, immer länger und länger; alle wollten ihn umarmen und ein Stück seiner Geschichte mit nach Hause nehmen.
Sein signiertes Buch steht immer noch in meinem Bücherregal. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich einen Zeitzeugen miterleben durfte, der uns einen so tiefen Einblick in seine Erlebnisse geben konnte.

Lia Batsch (ehemalige Schülerin, besuchte damals die Q2)

Als Sally Perel bei uns war, habe ich die Stufe 9 besucht. Ich erinnere mich sehr gut, dass wir in der Aula saßen und mir und meinen Freunden sofort klar war, dass etwas ganz Besonderes passiert. Schon damals habe ich es als Privileg empfunden, dabei sein zu dürfen. Die ganze Veranstaltung hat – glaube ich – über zwei Stunden gedauert. Und ich war jede einzelne Minute hundertprozentig auf Herrn Perel fokussiert. Das gilt übrigens auch für meine Mitschülerinnen und Mitschüler, was gerade in der Klasse 9 alles andere als selbstverständlich ist. Das Buch („Ich war Hitlerjunge Salomon“, d. Red.) habe ich mir noch am gleichen Tag gekauft und mit ebenso großer Faszination gelesen.

Konstantin Töpfer (aktueller Schüler der Stufe Q2)

Sally Perel war ein außergewöhnlicher Zeitzeuge, weil seine Geschichte nicht nur von Tod und Verderben handelt, sondern auch von einem tiefen moralischen Konflikt. Ich habe damals eine außergewöhnliche Persönlichkeit erlebt, die nicht nur von ihren Erlebnissen berichten, sondern wirklich mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt treten wollte.
Ganz massiv in Erinnerung geblieben ist mir aber vor allem das, was Sally Perels Besuch bei unseren Schülerinnen und Schülern ausgelöst hat. Eine solche Aufmerksamkeit über eine solch lange Zeitspanne habe ich noch nie erlebt. Die Jungen und Mädchen haben ihr Taschengeld zusammengekratzt, um sich Perels Buch kaufen zu können. Nach der Veranstaltung hat sich eine lange Schlange mit Dutzenden von Schülerinnen und Schüler gebildet, die mit unglaublicher Geduld darauf gewartet haben, sich das Buch signieren zu lassen, aber auch mit Sally Perel zu sprechen, sich mit ihm fotografieren zu lassen oder ihn einfach zu umarmen. Sein Besuch war ein riesiges Geschenk für unsere Schule.

Julia Horn (hat Sally Perels Besuch am EMG koordiniert)

Ich verdanke Sally Perel ein Erlebnis von herausragender Bedeutung für mich persönlich und für das EMG. Im Dezember 2019 hatte ich die große Ehre, Sally Perel kennenzulernen und mit ihm ein – wenn auch leider nur kurzes – Gespräch führen zu können. Sally Perel ist es auf eine unglaublich beeindruckende Weise gelungen, Schülerinnen, Schüler, Lehrkräfte und Gäste in der Aula des EMG mit seiner Lebensgeschichte einzunehmen und nachhaltig zu beeindrucken. Seine zugewandte Persönlichkeit brachte seine Zeitzeugengeschichte ganz nah an die Anwesenden heran. Danke, Sally Perel, dass du dem EMG eine so wichtige Erfahrung geschenkt hast!
Sally Perels Tod erfüllt mich mit Trauer.

Martin Welz (Schulleiter)

Zusammengestellt von Gregor Evers und Dennis Müller

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