Zeitzeugen aus Polen am EMG

Wenn es nur noch ums Überleben geht

Am 19. Juni 2017 hatten die Schülerinnen und Schüler der Einführungsstufe die Möglichkeit, einen Einblick in die tragische Vergangenheit von Zeitzeugen zu bekommen. Es waren insgesamt sechs Überlebende aus unterschiedlichen Konzentrationslagern zu Besuch, die der Stufe eindrucksvoll und gerührt von ihren schweren Schicksalen erzählten.

Die heute 88jährige Wieslawa Borysiewicz schilderte dem Physikkurs von Herrn Evers, wie sie und ihre Familie erst nach Auschwitz und dann über Berlin nach Leipzig transportiert wurden.

Sie war 15, als die SS im Rahmen des Warschauer Aufstandes ihren Wohnblock in Warschau räumte. Trotz eines Verstecks bei den Nachbarn wurden sie, ihre Familie und alle anderen Bewohner des Blocks nach Auschwitz transportiert.

“Mit dem Schließen der Wagons schloss sich unsere Freiheit!”, sagte Wieslawa mit Tränen in den Augen. Eine Schülerin sagte daraufhin später: “Bei diesen Worten lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.”

Wieslawa Borysiewicz lebte zusammen mit ihrer Mutter und den anderen gefangenen Frauen unter schlechtesten Verhältnissen in einer Stube in Auschwitz. Sie bekamen nur wenig zu essen, hatten nur dünne Kleidung und bekamen eine Nummer. Ihre war 83267. Mit ihr wurde sie aufgerufen, um jeden Tag hart zu arbeiten.

Nach sechs Monaten in Auschwitz und drei Monaten in Leipzig wurde sie von den russischen Soldaten befreit und kam am 3. Mai 1945 in ihre Heimat zurück.

Aus ihrer Familie hatte ihr Vater nach Folter und schlechten Bedingungen die Festnahme durch die Gestapo nicht überlebt.

Frau Borysiewicz baute sich ein neues Leben auf, ging zur Schule, fing in einer Lederfabrik an zu arbeiten und heiratete.

“Trotz all dem geht es mir jetzt sehr gut.” überzeugte sie die Zuhörer. Sie bedankte sich für die Aufmerksamkeit und appellierte an die Schülerinnen und Schüler mit den Worten “Steht auf für eure Rechte!”

Ein großer Dank gilt dem Maximilian-Kolbe-Werk, welches für die Organisation und Finanzierung des Zeitzeugen-Besuchs in Deutschland zuständig ist, Frau Präder und Frau Korf, den Übersetzern, die eine problemlose Kommunikation ermöglichten, aber vor allem den Zeitzeugen.

Julia Krüger, EF

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