EMG-Stratosphärenflug - Teil 5: Magische Bilder

Am Rande des Weltalls

Eine kleine Schrecksekunde gibt es noch. „Ich hab‘ hier höchstens ein Dutzend Bilder gefunden“, vermeldet Michael Schröder, der sich per W-Lan mit einem der beiden Prozessoren verbunden hat. Kurz darauf gibt er Entwarnung. Der Datenfluss war nur kurz ins Stocken geraten. Jetzt strömen – während wir auf dem Heimweg Richtung Hürth sind - Hunderte von hochauflösenden Fotos auf das mitgebrachte Notebook.

Langsam zeichnet sich das Ausmaß der Beute unseres Abenteuers am Rande des Weltalls ab. Vor fünf Stunden haben wir eine mit Technik, Kameras und Sensoren bestückte Messsonde an einem Helium gefüllten Wetterballon in den Himmel geschickt. Jetzt finden wir mehr als 3000 Bilder auf den Speicherkarten der beiden Prozessoren. Jedes davon ist etwa vier Megabyte schwer in einer Auflösung von acht Megapixeln. Etwa 2500 davon sind während des Flugs entstanden, wie sich später herausstellen wird. Hinzu kommen mehr als zwei Stunden Videomaterial in Zwei-Megapixel-Auflösung. Beide Kameras sind gelaufen wie Schweizer Uhrwerke.

Ahs und Ohs ertönen im Innenraum, als die ersten Bilder auf den Monitor geladen werden. „Lasst uns die Bilder gemeinsam in der Schule ansehen. Das ist sonst unfair“, schlägt Steffi Busch mit Rücksicht auf den Fahrer vor. Der ist dankbar, fällt es ihm doch extrem schwer, den Blick nicht auf den Monitor zu werfen, sondern auf der Straße zu halten.

Dank eines kleinen Überwachungsprogramms, das der Informatik-Lk auf beide Prozessoren gespielt hat, erfahren wir später, dass während des Flugs lediglich ein Programm zur Drucksensor-Steuerung kurz ausgefallen ist und neu gestartet wurde. Die nächsten Fehlermeldungen stammen von dem Zeitpunkt, als die Bodenkamera abgerissen wurde.

„Den Aufprall haben beide Kameras überstanden. Wahrscheinlich ist die eine zerstört worden, als die Sonde mit dem anderen Abfall über den Boden geschoben wurde“, erklärt Michael Schröder nach der Durchsicht des auf der Mülldeponie entstandenen Bild- und Videomaterials.

Schnell suchen wir aber wieder die Bilder, die etwa 30.000 Meter höher aufgenommen wurden. An den beiden Legomännchen vor dem Schwarz des Weltalls können wir uns einfach nicht satt sehen. Immer wieder finden wir Fotos, die noch schöner sind - mal aufgrund eines Lichtreflexes, mal wegen einer pittoresken Wolkenformation. Ein entrücktes Lächeln steht am Ende eines denkwürdigen Tages in so manchem Gesicht.

Gregor Evers

Teil 1: Der Start
Teil 2: Die Ortung
Teil 3: Die Bergung
Teil 4: Die Landung

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