EMG-Stratosphärenflug: Teil 1

Start zum Rand des Weltalls

Der Blick wandert nach oben. Morgens um halb acht straft der Himmel die freundliche Wettervorhersage Lügen: Mit viel Mühe sind einzelne blaue Flecken zwischen grauen Wolken erkennbar. Von einer Maximal-Vier-Achtel-Bewölkung, wie sie die Flugaufsichtsbehörde in ihrer Starterlaubnis zur Auflage gemacht hat, sind wir ziemlich weit entfernt.

Gut zwei Stunden später ist das Wetter kein Thema mehr. Die Sonne strahlt, der erste Stratosphären-Ballon des Ernst-Mach-Gymnasiums kann seine Fahrt aufnehmen. In der ersten großen Pause startet EMG-Lehrkraft Michael Schröder zusammen mit den Schülerinnen und Schülern des MPI-Kurses der Stufe 9 und dem Informatik-Lk der Q1 jeweils fünf Programme zur Steuerung von Kameras und angehängtes Sensoren auf zwei Raspberry-Pi-Prozessoren. Die kompakten Einplatinen-Rechner sind in einer etwa Schuhkarton großen Styroporbox untergebracht, die als wissenschaftliche Nutzlast mit auf die Reise geht.

„Wir können starten“, rufen Luca und Jonas aus dem MPI-Kurs. Der Regler an der schweren Heliumflasche wird geöffnet, Gas strömt in den Ballon. Aber auch fünf Minuten später hängt die beige-weiße Gummihülle des Ballons noch schlaff herunter. 25 Liter pro Sekunde weist die Anzeige am angeflanschten Druckminderer aus. 2800 Liter Ballonvolumen bedeuten fast zwei Stunden Fülldauer. Beim nächsten Ballonprojekt rechnen wir vorher.

Widerwillig fahren wir die Systeme noch einmal herunter. Jeder Programmstart ist eine Fehlerquelle, aber die Batterien für die Rechner, die sich unter Volllast in etwa dreieinhalb Stunden entladen, müssen geschont werden. Das gilt auch für die Nerven aller Beteiligten. Mittlerweile fiebert die halbe Schule mit. Dennoch geht es für die meisten erst einmal zurück in den Unterricht.

Noch einmal 90 Minuten später schwärmen die MPIler aus, um gegen 11:20 Uhr die Kunde vom unmittelbar bevorstehenden Start im Schulgebäude zu verbreiten. Schulleiterin Gabriele Hüntemann hat ihren Segen für den verfrühten Beginn der zweiten großen Pause gegeben.

Dann ist es so weit: Etwa zwölf Newton Auftriebskraft ziehen zunächst einige Meter Nylonschnur in die Luft. Eine starke Bö, die den Ballon bedrohlich in Richtung Gebäudewand drückt, flaut endlich ab. Loslassen! Rasch entschwinden Ballon und Sonde unseren Blicken. Ob wir jemals etwas davon wiedersehen, ist in diesem Moment völlig ungewiss.

Gregor Evers

Teil 2: Die Ortung
Teil 3: Die Bergung
Teil 4: Die Landung
Teil 5: Magische Bilder

 

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