Experimentierpraktikum an der Uni Köln

Girls only: Schnuppern am Physikstudium

Gerne wären Charlotte und Loreen als Gewinner von der Uni Köln nach Hürth zurückgekehrt. Ein kaputtes Ei verhinderte letztlich, dass die beiden Zehntklässlerinnen und ihre vier Mitstreiterinnen beim Schnupperpraktikum des Physikalischen Instituts für ihre Wasserrakete ausgezeichnet wurden.

„Unsere Aufgabe bestand darin, eine Rakete zu konstruieren, die möglichst weit fliegt, aber gleichzeitig ein rohes Ei unbeschadet transportiert. Die größte Weite hatten wir, nur leider hat es unser Ei nicht geschafft“, berichtet Loreen mit einem Lachen.

Auch ohne ersten Preis hatten die insgesamt vier Mädchen vom EMG einen tollen Tag an der Uni Köln. Loreen und Charlotte waren zusammen mit Sofia und Celina der Einladung des Physikalischen Instituts zum Schnupperpraktikum in die Zülpicher Straße gefolgt. Das Besondere: Die Einladung richtete sich ausschließlich an Mädchen.

Hintergrund der Kölner Initiative mit dem jährlich stattfindenden Schnupperpraktikum ist der chronische Mangel an Mädchen und Frauen in der Physik. „Es gibt keinen Grund, warum Mädchen in Physik schlechter sein sollten als Jungen. Der Tag an der Uni ist eine Möglichkeit den Mädchen vor Augen zu führen, was sie alles zu leisten im Stande sind. Wir schicken unsere Schülerinnen deshalb immer gerne nach Köln“, sagt EMG-Physiker Michael Schröder.

Folgerichtig ging es für die insgesamt etwa 50 Schülerinnen aus den Gymnasien in und um Köln nicht nur um Raketen und Eier. „Der Tag begann mit einer Vorlesung zur Raketentechnik. Anschließend hatten wir Gelegenheit, uns mit Studentinnen, Dozentinnen und einer Studienberaterin über das Physikstudium, aber auch über das Thema Studium allgemein zu unterhalten“, berichtet Loreen.

Dank disziplinierter Corona-Testung gehörte auch der Mensa-Besuch zum Programm der Nachwuchs-Wissenschaftlerinnen. „Abgesehen davon, dass ich das Essen sehr lecker fand, hat mich die ganze Atmosphäre in der Mensa fasziniert. Ich fand’s sehr cool, auch dort reinschnuppern zu können“, erzählt Charlotte.

Schon beim Dessert wurde es dann aber wieder naturwissenschaftlich. Mit – 196° C kaltem Flüssigstickstoff galt es für die Mädchen Speiseeis zuzubereiten. Charlotte: „Wenn man den vielen Dampf sieht, glaubt man, dort würde etwas Giftiges entstehen. Aber auch das Eis war sehr lecker.“

Ausgestattet mit einem Bastelpaket mit Pappe, Popcorn, Watte, Schnüren, einem Müllsack, Plastikbechern, einer Plastikflasche, Panzertape und Bastelkleber ging es dann an die eigentliche Arbeit. „Wir haben beim Raketenbau sehr viel Wert auf Aerodynamik gelegt, vielleicht ist dabei unser Dämpfungssystem zu kurz gekommen“, vermutet Charlotte rückblickend.

So richtig über das kaputte Ein und den verpassten ersten Platz ärgern möchte sie sich aber nicht. Und das sieht auch Loreen so: „Es war ein toller Tag mit ganz vielen intensiven Eindrücken – da kommt es auf einen Preis beim Wettbewerb nicht unbedingt an.“

Und? Ist es den engagierten Mitarbeiterinnen der Uni Köln jetzt gelungen, die Mädchen für ein Physik-Studium zu interessieren? „Ich ziehe das auf jeden Fall in Erwägung“, antwortet Loreen. Und auch Charlotte ist keineswegs abgeneigt. „Ich interessiere mich für viele Sachen. Aber Physik gehört unbedingt dazu.“

Ein bisschen Zeit haben die Mädchen ja noch, das Abitur steht erst in zwei Jahren an. Und vielleicht liefert ja schon die Pfingstwoche neue Erkenntnisse, wenn für die vier EMG-Physikerinnen in Köln der Fortsetzungstermin auf dem Programm steht. Loreen, Charlotte, Celina und Sofia sind auf jeden Fall wieder dabei und schon jetzt gespannt, was die Physikerinnen der Uni Köln dann für sie bereithalten.

Gregor Evers

Zurück